Anflugtrauma

Die Saison wird mit einem Adulten Buntspecht Männchen aus Troisdorf eröffnet 🙂
Der Specht kam Donnerstag Abend zu mir und hat sehr wahrscheinlich ein Anflugtrauma erlitten.
Alle Specht Arten sind nach einer Kollision, egal ob mit einem Fenster oder gar einem Auto, Intensivpatient und benötigen mindestens einige Tage bis sogar Wochen um sich vollständig zu erholen.
Auf dem Video ist gut zu sehen, dass der Buntspecht noch stark neurologisch ist.
Er wackelt unwillkürlich mit dem Kopf und presst ihn teilweise auch auf die Brust.
Aber auch wenn er noch weit entfernt von einer Genesung ist, sind bereits kleine Fortschritte erkennbar.
Freitag konnte er weder selbständig nach Futter picken noch war er in der Lage Futter abzuschlucken.
Was also tun, wenn man einen Vogel findet, der eine Kollision erlitten hat?
Zu aller erst Ruhe bewahren und den Vogel sichern!
Natürlich hat man nicht jederzeit eine passende Unterbringung dabei oder kann schnell eine besorgen, das ist mir klar, aber es ist überlebenswichtig dass der Vogel in dem Zustand nicht entwischen kann!
Also nehmt ihn bitte erstmal in die Hand.
Gerade bei Spechten haben viele Menschen Berührungsängste, verständlich, wenn man gesehen hat,wie ein Specht auf einen Baum einhackt 😃
Aber ich schwöre euch, es tut nicht wirklich weh und der Specht wird euch kein Loch in die Hand hacken, es fühlt sich eher an, wie leichtes zwicken.
Wenn ihr den Vogel gesichert habt, bringt ihn bitte in einem Karton (mit Luftlöchern) auf einem Handtuchnest gelagert unter.
Das klingt jetzt kompliziert, da man ja in einer Hand bereits den Vogel hält und ggf keine weitere Person assistieren kann, ist aber machbar 🙂
Das Handtuch kann man gut mit einer Hand zur Wurst aufrollen und zu einem Nest formen.
Bitte immer darauf achten, dass der Vogel so gelagert wird, dass er die Füße unter dem Bauch hat und praktisch so in dem Handtuchnest sitzt, als würde er brüten.
In Seiten- oder gar Rückenlage kann er nicht atmen und erstickt, langsam aber sicher!
Die Luftlöcher könnt ihr auch vorsichtig in den Deckel des Karton machen, wenn der Vogel bereits darin sitzt.
Und nun heißt es erstmal abwarten und eine Ruhezeit von 2-3 Stunden einhalten (ausgenommen kleine Singvögel mit schnellen Stoffwechsel zb Zaunkönige, hier reicht eine Stunde Ruhezeit).
Es ist oft ein schrecklicher Anblick, die Vögel purzeln unwillkürlich im Karton herum, verdrehen den Kopf und man hat den Eindruck, dass jede Hilfe zu spät kommt und der Impuls sofort zum nächsten Tierarzt zu fahren ist absolut verständlich aber leider falsch!
Bitte haltet die Ruhezeit ein und bringt den Vogel in seinem Karton an einem ruhigen, sicheren Ort bei Zimmertemperatur unter.
Für Katzen oder Jagdhundbesitzer kann sich hier zb auch ein Schrank anbieten, wo der Vogel im Karton ausruhen kann und nicht gleich der Haussegen schief hängt 😉
Hat man einen Specht gefunden, kann man die Ruhezeit dazu nutzen eine Pflegestelle zu finden, hierzu gerne an die Facebook Gruppe
Wildvogelhilfe-Notfälle wenden.
Ist der Fundvogel einer anderen Art kann sich natürlich auch an die oben genannte Gruppe gewendet werden, dort werdet ihr nochmal individuell beraten und erhaltet die von mir hier erklärten Schritte nochmal als Datei bebildert.
Nach der Ruhezeit kann ein Specht dann in seine Pflegestelle transportiert werden.
Den Singvogel kann man sich einmal genau anschauen, ist sein Blick wieder wach und klar, das Gefieder liegt schön am Körper an und die Flügel schön gleichmäßig abgelegt, kann man ihn am Fundort wieder frei lassen.
Sollte dem nicht so sein oder man sich unsicher fühlen, empfiehlt es sich, sich an die oben genannte Gruppe zu wenden 🙂
!!!Das wichtigste zum Schluss!!!
NIEMALS flößt ihr einem Vogel Wasser ein, dabei ist es egal, ob es ein Küken ist oder ein adultes Tier.
Die Luftröhre sitzt beim Vogel direkt hinter der Zunge, ist der Schnabel geöffnet ist auch die Luftröhre offen und die Flüssigkeit läuft ungehindert in die Lunge und ihr habt das Tier ertränkt!
Ich hoffe, das hier kann euch ein bisschen darauf vorbereiten einen Vogel nach Kollision zu helfen und für die laufende Saison habe ich mir vorgenommen mehr dieser „WAS TUN, WENN?“ Beiträge zu posten um euch für den Fall der Fälle zu wappnen