Die Kükensaison wird von einem kleinen Amselnestling aus Neunkirchen eröffnet
Das Küken wurde von einer Elster aus dem Nest geholt und von ihren Findern gerettet.
Dadurch hat sie nur eine kleine oberflächliche Wunde, sowie eine Schwellung am rechten Flügel davon getragen.
Somit kommen wir zum nächsten Teil der Reihe meiner Erklär Posts
Was tun, wenn du ein nacktes Vogelküken gefunden hast?
Noch nackte Küken brauchen immer Hilfe!
Immer wieder erlebe ich es in Facebook Gruppen (insbesondere in kleineren Ortsgruppen) , dass nackte Vogelküken gefunden werden und dem Finder geraten wird, das Küken nicht anzufassen und dass die Eltern sich kümmern würden bzw das Küken „abholen“.
Das ist nicht nur falsch, sondern praktisch unmöglich!
Vogeleltern können ihre noch nackten und blinden Küken nicht abholen und zurück ins Nest transportieren.
So passiert es jedes Jahr aufs neue, dass hilflose Nestlinge im guten Glauben zu Tode beobachtet werden.
Wenn du ein nacktes oder nur wenig befiedertes Küken findest, nehm es bitte sofort in die Hand und wärme es.
Es kann seine Temperatur noch nicht selbstständig halten und ist auf externe Wärme angewiesen.
Auch Küken die man schon für tot halten könnte, erwachen in wärmenden Händen oft wieder zum Leben.
Das Küken zu wärmen ist der Schlüssel zum Leben!
Ist das Küken zu kalt, bricht der Kreislauf zusammen und es muss erst zeitaufwändig in der Pflegestelle aufgewärmt werden, bevor es gefüttert oder anderweitig versorgt werden kann.
Kostbare Zeit geht verloren, die oft über Leben und Tod entscheidet.
Die perfekte Temperatur hat das Küken, wenn es sich leicht wärmer anfühlt, als deine Hand.
KEIN Futter und KEIN Wasser eingeben!!!
Die meisten Vogelküken werden mit Insekten gefüttert, nur wenige Vogelarten ziehen ihre Küken vegetarisch auf.
Insekt ist jedoch nicht gleich Insekt, Vogeleltern wissen, welche Insekten geeignet sind und wie diese vor dem verfüttern zu präparieren sind, damit sie dem Nachwuchs nicht schaden.
Warme fitte Küken sperren immer, auch wenn sie gerade erst gefüttert wurden, reißen sie den Schnabel auf und betteln herzerweichend um Futter.
99,9% der Dinge, die die meisten Menschen zuhause haben oder schnell beschaffen können sind zum verfüttern ungeeignet, im besten Fall bekommt das Küken Bauchschmerzen, im schlechtesten Fall verstirbt es.
Gerne wird auf die schnelle Haferflocken oder Brot als Brei verabreicht, dies wird im Darm des Küken hart wie Beton, das Küken kann keinen Kot mehr absetzen und es stirbt.
Oft aspirieren die Küken auch den Brei in die Lunge und ersticken qualvoll.
Die andere Kategorie der gerne verfütterten Todesursachen stellen Regenwürmer und Fliegenmaden dar.
Regenwürmer sind voll mit Parasiten, die Elterntiere töten den Wurm und schlagen den Darm aus, um ihn an die Brut verfüttern zu können.
Ein Regenwurm, durch Menschenhand verfüttert, führt mindestens zu starken Bauchschmerzen und einem Endoparasitenbefall und leider auch häufig zum Tode des Küken.
Fliegenmaden werden jedes Jahr aufs Neue von Findern aus der Bio Tonne gefischt und verfüttert, dies endet beinahe immer tödlich, für das Küken.
Die Elterntiere töten die Made vor den verfüttern, wird diese lebend verfüttert, tut die Fliegenmade, was sie am besten kann, fressen! Und zwar das Küken von innen!
Die Todesursache schlechthin für Küken ist Wasser!
Viele Küken, insbesondere der Gebäudebrüter, werden an warmen Sommertagen gefunden.
Reflexartig scheinen die Menschen zu glauben, dass es das Beste sei, sofort Wasser anzubieten, meist wird dies mittels einer Spritze,in das nach Futter sperrende Küken,eingeflößt.
Die Luftröhre befindet sich bei Vögeln direkt hinter der Zunge, ist der Schnabel geöffnet, ist auch die Luftröhre geöffnet und das Wasser fließt ungehindert in die Lunge!
Die meisten Küken sterben innerhalb weniger Minuten, andere ringen stundenlang nach Luft und helfen kann man ihnen meist nicht mehr…sie ersticken qualvoll an der gut gemeinten Hilfe.
Vogelküken decken ihren Flüssigkeitsbedarf rein über die Nahrung und über Luftfeuchtigkeit, kein Elternteil fliegt mit einem Schnabel voll Wasser ans Nest!
Niemand schadet seinem Findling absichtlich, aber leider passieren diese Szenarien jedes Jahr aufs Neue.
Wenn ihr ein unbefiedertes Küken findet :
-wärmt es zunächst wie beschrieben in der Hand und richtet den Selfmade Inkubator her.
-Verzichtet bitte im Sinne des Küken darauf ihm Wasser oder Futter zu geben
-wendet euch an eine Pflegestelle, ist euch keine bekannt, dann bitte an die Facebook Gruppe Wildvogelhilfe-Notfälle.
Noch ein wichtiger Punkt zum Schluss, der mir besonders am Herzen liegt KEINE Selbstversuche!
Viele Finder führt ihr Weg, Hilfe zu suchen, in die Zoohandlung, dort wird ihnen meist vom „Fachpersonal“ Nestlingsfutter verkauft.
Dieses Futter ist einzig und alleine dafür gut, die Müllltonne zu füttern!
Je nach Art und Alter des Küken, kann es zu schweren Verdauungsstörungen führen, bis hin zur Verstopfung, was nicht selten auch zum Tode führt.
Andere Arten scheinen zunächst gut unter dem Nestlingsfutter zu gedeihen, haben später aber IMMER Gefiederschäden und nicht selten auch Organschäden.
Das Ziel, der Aufzucht von Wildvögeln, ist immer die Wildbahnfähigkeit!
Keiner von uns Päpplern ist irgendwann aufgestanden und hat sich gesagt, ab heute ziehe ich Wildvögel auf.
Man muss sich vorab Wissen aneignen und Equipment anschaffen, um diese zeitaufwendige und kostspielige Aufgabe verantwortungsvoll im Sinne der Tiere ausführen zu können.